Starkwind - was nu?

Vindö, was sonst?

Moderatoren: vindoede, TomM, Moderatoren

Antworten
Hatti
Ruderer
Ruderer
Beiträge: 18
Registriert: Montag 18. Juli 2005, 07:52
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Starkwind - was nu?

Beitrag von Hatti » Dienstag 16. Mai 2006, 20:02

Moin Kollegen!

Auch schon den Artikel in der neuen Yacht gelesen "Ostsee - Dramatische Sturmfahrt im Urlaubsrevier"? War bestimmt nicht ganz ohne!
Ich segle meine V 40 erst seit dem letzen Jahr und bin auch kaum länger auf der Ostsee unterwegs. Ich habe 7 Windstärken allerhöchstens mal angekratzt. Bin eher der "Vorsichtige" und überlege mir schon sehr genau, ob ich bei mehr als 5 rausfahre!
Mich würde eure Erfahrung interessieren, wie man mit einer V40 bei Starkwind klar kommt. Tips?
Nach dem Artikel in der Yacht hoffe ich auf beruhigende Resonanz! :???:
Gruß aus Hamburg
Hatti

Benutzeravatar
Dagmar
G Punkt
G Punkt
Beiträge: 282
Registriert: Montag 4. August 2003, 20:34
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von Dagmar » Dienstag 16. Mai 2006, 20:38

Hallo,

ich habe auch keine Lust auf Hack und bleibe bei mehr als 5 lieber im Hafen, was insbesondere die "Kinder" nicht verstehen, ab da wird es für die erst richtig gut. Aber manchmal erwischt es einen eben doch. So z.B. in einer Nacht nur zu zweit im Skagerack, Sturm, Regen, Gewitter. Es war arg, aber ich hatte keine Minute mein Vertrauen in das Schiff verloren. Eine Vindö, nicht nur dank des Langkiels, steht jedes Wetter durch, da bin ich mir sicher.

Gruß
Dagmar :elch:
V50 SL Ketsch
"Chari-La"

Benutzeravatar
TomM
Administrator
Administrator
Beiträge: 2259
Registriert: Sonntag 2. Februar 2003, 05:17
Wohnort: Wanambi auf See
Kontaktdaten:

Beitrag von TomM » Mittwoch 17. Mai 2006, 10:58

Moin,

wir haben schon satte 64 Knoten auf der Nordsee mit ner lütten 32 erlebt. Alle hatten gedacht, das war es nun und es war der letzte Segeltörn, der nach oben :scared: .

Die kleine hat es weggesteckt, besser als die Besatzung, die brauchte drei Tage um wieder klar denken zu können.

Danach, der Törn war etwas spät angesetzt, hatten wir fast kontinuierlich 5 bis 8 ab und an mal 10. Immer auf der Nordsee mit entsprechendem Seegang. Immer mußten wir die Nacht durchfahren weil es zu gefährlich war in einen Hafen einzulaufen. Niemals hatte UNDIN nur das leiseste Problem, einzig etwas länger hätte sie sein können, damit sie sich nicht dauernd im Wellental festfährt.

Also, vergiss die Artikel, ne Vindö kann das locker ab.

Ach übrigens, ab 5 fahren wir nicht mehr aus dem Hafen, zumindest nicht auf der Nordsee. Seehelden sind immer die, die zurückkommen :elch:
so long -> Tom

Wissen ist Macht - Macht nichts
(Heinz Erhardt)

Benutzeravatar
Carina
G Punkt
G Punkt
Beiträge: 612
Registriert: Freitag 13. Juni 2003, 10:48
Wohnort: Ostsee
Kontaktdaten:

Beitrag von Carina » Mittwoch 17. Mai 2006, 12:47

:daumen: Ab 5 laufen wir auch nicht mehr aus. Wenn es einen erwischt, und das kommt ja doch immer wieder vor, dann ist das kein Problem, die Vindö steckt das weg, aber es macht keinen Spaß, mir jedenfalls nicht.

Eine VindöSegler, allen hier bekannt, sagte zu diesem Thema:
Alle Heldentaten sind schon vollbracht also wir müssen uns das nicht antun.
Dieser Spruch hat mir gefallen und ich habe ihn schon oft weiter erzählt.

Ahoi
Karin
"CARINA"

1991 - 2012
www.sycarina.de
~~~~~~~~~~~
MS Carina
http://hansenstouren.wordpress.com

Benutzeravatar
Thettis
G Punkt
G Punkt
Beiträge: 234
Registriert: Sonntag 29. Januar 2006, 01:20
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Thettis » Montag 22. Mai 2006, 01:59

Moin Hatti,

bei unserem Binnenrigg stecken wir bei 5 Bfd das erste Reff in unser Groß und setzten die kleine Fock. Es geht aber auch noch ohne Reff (die Fock sollte es aber schon sein). Im letzten Sommer ging der Wind vor Bornholm auf gute 6 hoch. Wegen der hohen Wellen (Am Wind) wollten wir nicht auf dem Dach rumlaufen und segelten ungerefft mit kleiner Fock weiter. Die Kränkung und der Segeldruck waren (zu) hoch, aber unsere V40 (mit Binnenrigg) lief stabil und sicher weiter.

Normalerweise überlegen wir bei 6 Bfd ob wir noch losfahren (Ausnahme Elbe, da segeln wir eigentlich bei jeden Wetter). Wenn die Termine eng sind, starten wir auch auf der Ostsee noch bei sechs. Der Kurs sollte dann aber schon relativ hoch am Wind sein, damit das Boot ganz alleine steuert. Raumschot giert es ab 5 Bfd viel zu stark.

Ebenfalls im letzten Jahr war auf dem Rückweg unseres Sommerurlaub West 6-7 angekündigt. Wir mussten gegenan und hatten durch einen Tampen im Propeller und einem Unfall schon zu viele Tage verloren. Wir steckten 2 Reffs und zogen die Fock. Draußen begegneten uns insgesamt zwei Boote, mit kleiner Fock vorm Wind. Der Wind war etwas stärker als angekündigt, was mir ein Holländer im Hafen später bestätigte. Wir wissen aber nicht welche Windstärke herrschte.
Das Wasser stand nicht an der Deckskante, sondern direkt an der Kajüte und den Fenstern (was bei 7Bfd nicht der Fall ist). Die Ostseewelle war wieder schön kurz und steil. Bei starker Krängung stampft dann auch der Langkieler (wenn er mit der Breitseite aufschlägt). Wir benötigten beiden Hände um uns festzuhalten. Die Schubladen und auch alles andere flogen im inneren durch die Gegend. Das Boot aber lief alleine seinen Kurs und die Krängung war die ganze Zeit Konstant. Das gestampfe war sehr unangenehm, doch wir machten uns keine Sorge über zu viel Wind für das Boot. Es hat uns gegenan zum Ziel gebracht.
Die Mannschaft gibt immer zuerst auf ((-;

Übrigens, bei 7Bfd reicht die Fock alleine vollkommen aus. An der Kreuz fährt das Boot gute Höhe, und das dann bei guten 7Kn. Kränkung dann ca. 40°. Das sind wir schon gewohnt, denn mit unseren 14PS können wir kein Fahrwasser gegen den Wind befahren.

Ihr könnt der V40 voll vertrauen.
Aber bitte regelmäßig das stehende Gut und die Püttinge kontrollieren.


schöne Grüße
Christian
SY Thettis aus Hamburg

call sign DB2787 MMSI 211489280
V40 mit Binnenrigg
Segelnummer S 570
Baunummer 1744
Baujahr 79/80

Benutzeravatar
dhyanesh
Ruderer
Ruderer
Beiträge: 19
Registriert: Sonntag 3. Juli 2005, 18:56
Wohnort: Meinerzhagen

Beitrag von dhyanesh » Mittwoch 24. Mai 2006, 14:39

Hallo
Ich komme gerade vom Ijsselmeer. Am Sonntag war 5-6BFT schönes Segeln. Am Montag Hafentag da der Wind zeitweilig bei 9BFT stand. Gestern waren wir bei 5-6/7 wieder unterwegs.
Der Autor des Ostseeberichts war mit an Bord. Er zeigte doch eine bisschen Überraschung, daß unsere "alten" Schiffe so gut laufen und so sicher segeln.
Das hat mich dann doch überascht und gefreut.
:daumen:

dhyanesh

vindoede
G Punkt
G Punkt
Beiträge: 1127
Registriert: Mittwoch 5. Februar 2003, 08:04
Wohnort: Flensburg
Kontaktdaten:

Beitrag von vindoede » Sonntag 28. Mai 2006, 10:14

Moin,

Erfahrungen mit der 40er habe ich nicht, aber der Unterschied zu meinen ERfahrungen mit der 50er werden sich nicht so grossartig unterscheiden. Lediglich das Verhalten in der Welle dürfte sich bei der 50er durch die Länge etwas unterscheiden.

Wir kommen gerade von einer kleinen, nicht ganz 14-tägigen Runde zurück
und hatten reichlich Gelegenheit uns mit etwas mehr Wind auseinander zu setzen. Es ist wie immer, die Schiffe halten meist mehr aus als die Besatzung.

Die richtige Segelwahl ist entscheidend.
Und ohne Not bei einem 6er los - och nö.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

Sola Gracia
Schiffsjunge
Schiffsjunge
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 19. Februar 2006, 18:39
Wohnort: Norderstedt

Re: Starkwind - was nu?

Beitrag von Sola Gracia » Donnerstag 1. Juni 2006, 00:02

Hallo Hatti,

wir sind z.B. im letzten Jahr z.B. bei guten 7 von Bagenkop nach Kiel gerauscht. Meine Vindö 40 ist supergutmütig, WENN man Ihr die passende Segelfläche bietet. Bei 7 sind wir in 1,5 Schlägen nur unter der kleinen Fock nach Kiel rübergerauscht. Toller "Ritt"!

Klar, wer sich in Gefahr begibt, muss damit zurechtkommen, aber wenn man schon auf dem Wasser ist, hab ICH folgenden Plan:

0. Wetterbericht hören und Wind dabei auf der Karte einzeichnen (Klebepfeil), was das bedeutet = MUST. BILDHAFT machen, was da passiert. Passt der Wetterbericht zu dem, was Du siehst?
1. Schwimmwesten = Pflicht. Rechtzeitig Ölzeug an und Handtuch um den Hals: Übermüdung und Frost am Leib = ekelig!
Wird´s doller: jeder Lifebelt und KEINER geht aus dem Cockpit. Keine Liefebelts an Bord? Flaute ist die beste Zeit zur Vorbereitung vor dem Sturm... JaJa.
2. Rechtzeitig reffen oder das Groß ganz runter! Kleine Fock genügt. Schon wenn´s frisch ist, turnt bei mir keiner mehr vorne ungefragt an Deck rum... Segelfläche dem Wetter anpassen ist MEIN bester Tip!
3. Auch in der Kajüte ALLES festzurren bzw. auf den Boden legen: Lärm nervt und lenkt Dich und Deine Mitsegler ab (Was war denn das???)
4. Ich habe vor dem Auslaufen IMMER eine Kanne mit heissem Wasser klar für Tee oder Instant-Kaffee und IMMER genug Kekse oder TWIX griffbereit im Büddel am Haken am Niedergang, denn so ein Törn kann lang werden und Unterzuckerung macht mich unkonzentriert. Äpfel sind auch sehr gut.
5. Dann klaren Kurs steuern, d.h. ruhig lange Schläge auf Sicherheit und auch so Zeit schinden, denn auf Sturm folgt Flaute. Gegenan geht nur aufs Material.
Trick: Manchmal kann man sich noch ganz ohne Segel NUR (Vollgas) unter Motor noch in einen Hafen retten, BEVOR es richtig dick kommt. Vollgetankt? Öldruck stimmt? Temperatur im Auge? Dann hau rein!
ICH wollte mal "cool" sein und NUR segeln und habe dafür auch prompt mit einer Nacht allein draussen "bezahlt".
6. Zusätzlich Plan B überlegen: wo ist denn der nächste Hafen, der wirklich auch bei Sturm angelaufen werden kann? Hafenhandbuch lesen!
7. Der Einbruch der Nacht ist KEIN Problem. Wenn Dein Standpunkt steht und Dein Kurs genügend Raum hat, dann kannst Du ganz ruhig bleiben. Auf Nacht folgt Tag und das im Sommer nach nur 6 Stunden. Klingt schon wieder wie blöder Allgemeinquatsch ist aber einfach und war.
8. Bist Du zu zweit + mehr: von Anfang an am Ruder ca. alle Stunde wechseln. 4 Stunden Wachen sind was für Großsegler. Gut essen und trinken. Auf Klo: nur IM Schiff. Sauber machen kann man im Hafen. Sich gegenseitig unterstützen und miteinander im Gepräch bleiben. Wenn´s irgend geht: halbe Stunde Auge zu und dösen: reicht.
9. Bist Du allein unterwegs: RUHE! Panik ist ein Kurzschluß des Verstandes und MUSS unbedingt vermieden werden. Stell Deine Windfahne ein und lass die Kiste laufen. Regelmäßiger Ausguck und/oder Radarwarner. Gute Möglichkeit für eine Verschnaufpause: Fock back und Ruder voll eingeschlagen festlaschen. Ich bin Christ und ich habe schon oft im Gebet wieder Ruhe und Kraft gefunden. Egal wo Du gerade bist: Jesus IST da.
9. Bei technischen Problemen:
Segel gerissen? Entscheide, ob Du es fliegen läßt oder NUR MIT Lifeline bergen kannst. ACHTUNG: Liefeline MUSS so kurz sein, das Du (fast gar nicht über Bord gehen kannst).
Wasser im Schiff? Ursache MUSS gefunden werden! Wort mit 3 "pf": Stopfpfropfen aus Weichholz im Büddel? RUHIG bleiben. Wenn Du es kannst: mit der Handpumpe mitpumpen, denn Du hast nicht unendlich Strom.
Strom weg? Mitgeplottet? Landmarke gemerkt? Stern am Horizont gemerkt, ist besser als nichts. Wenn Du Raum hast: segel so weiter nach Kompass oder fahre bei halbem Wind hin und her.
Mastbruch? Weg mit dem Ding! Lifebelt an, Wantenscheider ran und ab dafür. WICHTIG: Schau ERST nach Leinen/Draht achteraus und lasse dann ERST den Motor an.
10. Ganz grosse Probleme:
Grundberührung, Wasser schon über den Brettern, schwere Verletzungen, Mann-über-Bord? Nutze Deinen Funk: evtl. erst PAN-PAN oder gleich MAYDAY. Da sind welche, die können Dir auch jetzt noch versuchen zu helfen! Funk aus welchen Gründen auch immer schon tot? Meine Pistole ist im Büddel mit den Twix...

Vorbereitung schafft Sicherheit: liegst Du im Hafen: scribble mal einen schriftlichen Schlachtplan (mit Deiner Frau) und fasse Deine wichtigsten 10 Punkte zusammen und bereite Dich vor: Wetterbericht, Schwimmweste(n), Lifebelt(s), Twix(e), Äpfel, Stopfpfropfen, Wantenschneider und Pistole.

Eine stets schöne Zeit an Bord wünscht Dir und Euch:
Stefan, Sola Gracia

Benutzeravatar
Boerner
Ruderer
Ruderer
Beiträge: 18
Registriert: Dienstag 4. Oktober 2005, 16:31
Wohnort: Herzogenaurach
Kontaktdaten:

Beitrag von Boerner » Dienstag 6. Juni 2006, 14:31

Hallo Hatti,

Stefan hat eigentlich schon alles gesagt
Ohne überheblich sein zu wollen – ich habe schon öfter bei 6Bft und mehr abgelegt (auch wenn das laut Chartervertrag nicht zulässig war). Bei solchem Wetter los zu fahren ist besser, als unterwegs vom Sturm überrascht zu werden, weil ich dann sicher bin, alles sorgfältig vorbereitet zu haben: Die Seeventile sind geschlossen, der Abfluss durch die Lenzrohre ist frei, Rigg und Strecktaue sind überprüft, jeder trägt seinen Lifebelt und ist eingepickt :daumen: , die Thermoskannen sind voll, Kekse und Riegel liegen bereit, ich habe mir den Zielhafen und die Alternativen (und ob man da bei Sturm rein kann!) sowie die Tonnen und Untiefen bis dahin genau eingeprägt, alle losen Teile in der Kajüte sind gesichert. Wenn man unterwegs von schlechtem Wetter getroffen wird, muss man das alles neben dem Segelwechsel nachholen.
Ich glaube, dass eine Vindö bei genügend freiem Seeraum jeden Sturm abwettern kann :cool: , wenn sie richtig vorbereitet ist, notfalls unter Top und Takel mit Treibanker. Besser jedenfalls als vor Anker, denn bei 60 kn Wind wird die Ankerkette mit etwa 1,5 t belastet, doch selbst eine gute 8-mm-Kette hat eine Bruchlast von 3,2 t, eine sichere Arbeitslast unter 1 t :shock: . Das mag für die Ostsee ausreichen.
Auf Nord- und Ostsee bin ich bei 9 Bft oder mehr auch lieber im Hafen, denn wegen der vielfach geringen Wassertiefe ist die Welle unangenehm kurz und steil. Außerdem gibt es genügend Häfen, die für jedes hier vorkommende Wetter geeignet sind. Das ist in anderen Revieren anders, man denke nur an die Häfen der Insel Losinj in Kroatien bei Bora.
Also Hatti, nur Mut :smile: , Deine Vindö kann das. Und wenn Du wirklich vorsichtig bist, dann fahre mal in Deinem Heimatrevier bei 7 oder 8 Bft, damit Du Dich daran gewöhnst, wie Dein Schiff sich unter solchen Bedingungen verhält, und damit Du weißt, was Du besser machen kannst ( z.B. neue Verschlüsse an die Schapps, ein Kopfkissen ins Geschirrfach, damit das Klappern aufhört ...)

Und dann immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
Boerner

Antworten