Abwettern im Orkan

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Heizer
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Abwettern im Orkan

Beitrag von Heizer » Dienstag 10. Juni 2003, 13:14

Am Wochenende ist es nun wieder mal passiert,Donner und Blitz bildeten eine zeitgleiche Erscheinung,Ozongeruch.Voll in die Gewitterwand rein und halb zerbröselt hinten wieder raus.

Wie wettert Ihr solche Situationen ab?

Hier unsere Erfahrungen:
Obwohl die aktuelle Wettersituation lange vorher bekannt war kam die Unwetterwand schneller als gedacht.Für große Vorbereitungen war da keine Zeit mehr.Alle Segel wurden geborgen und die Maschine im Leerlauf betrieben.Es herrschten ca.20 min Orkanwindstärken.Riesige Wellenberge türmten sich auf und die Wellenspitzen wurden einfach vom Wind weggeblasen.Gischt ohne Ende(Duschen seitlich).Das Ablaufen vor dem Wind war aber nicht so einfach wie gedacht.Bei einer Geschwindigkeit von ca 2 Knoten mußte konzentriert gesteuert werden.Die Yacht lag zwar relativ stabil,wollte aber ständig nach Steuer-oder Backbord ausbrechen und querschlagen.Als der Wind etwas nachgelassen hatte konnte ein Querschläger nicht verhindert werden und instinktiv wurde beigedreht.Ruder also nach Luv.Ab an war Ruhe im Schiff und das Beidrehen scheint mir eine bessere Taktik zu sein.Ich bin mir nur nicht sicher ob das bei Orkanböen und entsprechenden Wellenhöhen,die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden waren, auch noch so gut funktioniert und außerdem kostet der Moment des Beidrehen auch mentale Überwindung. :scared:
Was mir völlig unklar ist wie man derartige Situationen mit angeschlagenen Segeln überlebt.Hätten wir auch nur einen Fetzen an der Palme gehabt und das sagt mir mein Gefühl,so wäre wohl die Eskimorolle unausweichlich gewesen,oder? :mrgreen:
Und noch ein weiteres Problem:
Wenn die Zugrichtung der Gewitterwand bekannt ist,kann dann die Richtung der einfallenden Böen vorherbestimmen werden?
Wir wurden ca. 5sm von der Küsten vertrieben,wären die Böen auflandig gewesen...oh je!? Ein ankämpfen oder nur Kurshalten mit Motor ist völlig unmöglich.
Fazit:Yepp,mit einer Vindö jederzeit wieder....!!!!! :daumen:


Gruß Heizer!

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Carina
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Beitrag von Carina » Dienstag 17. Juni 2003, 18:46

Moin Moin,
uns hat auch mal so eine Gewitterfront in der Flensburger Förde erwischt. Die Wellen waren da natürlich nicht das Problem, aber rundherum Land. Und wir hatten Fock und Groß angeschlagen. Zeit zum Bergen war nicht und der Wind drehte um 180 Grad. Unsere Vindö legte sich auf die Seite und wir standen auf den Seitenwänden der Backkisten :scared:
Die Fock war hin, nur noch Fetzen, war auch nicht mehr die Neuste. Aber als der Sturm mal kurz Luft holte, kam CARINA wieder hoch und wir konnten vor dem Wind ablaufen, zum Glück war da genug Platz. Der Spuck dauerte auch nicht so schrecklich lange.
Schön wenn man dann ein stabiles Schiff hat. :yelclap:

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TomM
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Beitrag von TomM » Dienstag 17. Juni 2003, 19:28

Äähem, nur mal so ne Überlegung - in 20 Minuten 5 Meilen? Sind das nich 15 Knoten? :no: :no: :no:

Kannste mal sehen Heizer wie anders alles im Sturm aussieht.

Aber nun mal im Ernst, uns hatte so ne Front mal vor Hvide Sande am Wickel, leider war die Fockschot ausgerauscht und das Groß schon geborgen. Ich hätte mir ein Taschentuch gewünscht um wenigstens die Nase in den Wind zu kriegen. So lagen wir auf Legerwal bei 64 Knoten Wind um exakt 90° auf die Backe gelegt. In den Wellentälern kam Undin immer wieder hoch - das hat dem Diesel das Leben gerettet. Mit einem Zipfel Fock wären wir, wie gesagt in den Windgekommen und alles wäre halb so schlimm gewesen.

Trotzdem Fazit - die Vindö packt's wenn der Mensch nicht mehr dran glaubt. :yelclap:
so long -> Tom

Wissen ist Macht - Macht nichts
(Heinz Erhardt)

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