Brauche Ratschlag

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peppa
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Brauche Ratschlag

Beitrag von peppa » Mittwoch 9. Juni 2004, 00:15

Hallo zusammen!

Es ist einfach zum verrückt werden - was für ein Auftakt! Unser guter alter MD IIB! Da bereite ich mich nun seit Wochen und Monaten auf meine Reise zu den Aaland-Inseln vor und heute nun am Tage der Abreise dauert es genau 1 1/2 Stunden bis der Motor plötzlich an Drehzahl verliert, auf Gas nicht reagiert und dann verstummt. Er schien mir auch zu heiß zu sein (Anzeige offenbar defekt). Keine Reaktion auf erneutes Starten - bis er 5 Minuten später dann wieder ansprang.

Aber auch dieser Hoffnungsschimmer erstarb wiederum 2 Stunden später - diesmal begleitet von einer dunklen Rauchwolke. Inzwischen wieder im Heimathafen habe ich den Impeller geprüft (ok) und nochmals versucht den Motor zu starten - er springt zwar an, solange der Anlasser läuft, aber von alleine will er nicht weiterlaufen. Als ob er kein Sprit bekäme (das erscheint mir aber doch zu einfach).

Ich befürchte jetzt erstmal das Schlimmste und weiß eigentlich nicht, was auf mich zukommt: Neuer oder gebrauchter Motor? Welches Modell? Muß es wieder Volvo sein? Läßt sich das vorhandene Fundament nutzen? Wieviel Zeit muß ich kalkulieren? Wie teuer?

Mir läuft nämlich leider die Reise-Zeit davon. Ich möchte dieses Problem möglichst schnell lösen. Unser Schiff ist eine Vindö 40 (Bj 73) - über Erfahrungen und Tipps würde ich mich sehr freuen.

Grüße aus Hamburg
peppa

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Beitrag von vindoede » Mittwoch 9. Juni 2004, 08:01

Moin Peppa,
ich kann Deinen Frust gut verstehen. Das ist einfach zum :wallbash: .
Mit einer Ferndiagnose bin ich eher vorsichtig. Um das Problem einigermassen eingrenzen zu können fehlen auch noch einige Informationen.
1. Ein- oder Zweikreiskühlung ?
2. Hat sich das Volumen des ausgestossenen Kühlwassers während der Fahrt verändert.
3. Hat der Motor eine Abgasfahne (blau oder schwarz) gehabt ?
4. Sind die Filter in Ordnung (Schmutz/Wasser) ?
5. War der Motor objektiv heisser als sonst ?
6. Wie sieht das Öl aus ?
7. Hast Du eine Kompressionsprüfung durchgeführt ?
Zunächst würde ich eine Diagnose durch einen Motoren-Fachmann stellen lassen.

Die schnellste und einfachste Lösung bei einem kapitalen Schaden ist dann der Austausch gegen einen gebrauchten baugleichen Motor.
Damit habe ich mich mal über eine Saison gerettet. Das Schiff konnte im Wasser bleiben und Welle und Schraube blieben unverändert. Die Sache war an einem Nachmittag erledigt.

Bei der neuen Maschine habe ich mich dann wieder für einen Volvo entschieden. Die Kriterien waren die günstigen Abmasse und das sehr gute Angebot des Volvo-Händlers.
Ein Umbau der Fundamente war nicht nötig.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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peppa
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Beitrag von peppa » Mittwoch 9. Juni 2004, 11:26

Moin vindoede,

vielen Dank für Deine frühe Antwort. Zunächst mal die weiteren Infos zu den von Dir genannten Punkten, soweit ich es vermag:

1. Bin mir nicht ganz sicher, sieht aber wie eine Einkreis-Kühlung aus
2. Nach meinen Beobachtungen ist das Volumen des Kühlwassers normal gewesen
3. Zunächst normal weiße Abgasfahne, die gleichzeitig mit meinem Eindruck zunahm, dass der Motor zu heiß läuft). Nachdem er nach dem ersten Absterben wieder ansprang, schien die Rauchentwicklung normal zu sein. Als dann das nächste Mal (2 Std. später) die Leistung abnahm, habe ich mal Gas gegeben, mal Gas weggenommen (mit nur eingeschränkter Reaktion) - und dann gab's plötzlich eine ziemlich schwarze Rauchwolke, die mich bewog den Motor sofort abzustellen
4. Filter sind vor 2 Wochen durch Fachmann alle erneuert worden
5. Da die Anzeige evtl. nicht funktioniert, läßt sich das "objektiv" nicht sagen
6. Ja, das ist auch noch ein Detail. Habe 2 Tage vorher noch einen Ölwechsel vorgenommen und auch Öl oben in die 'Zylinderköpfe?' gegeben. Offenbar ein bischen viel, denn durch den Ansauggeräuschdämpfer des achteren Zylinders wurde ziemlich schwarzes Öl wieder ausgeworfen. Der Zylinder war dann natürlich entsprechend trocken. Das Öl, dass ich mit dem Messstab geprüft habe sieht allerdings noch gut und frisch aus.
7. Kompression ist ohnehin nur so làlà, reichte bis dato allerdings immer aus. Wenn der Motor kalt war, mußte ich immer mit den Dekompressionshebeln arbeiten. War aber kein Problem- man gewöhnt sich dran.

Morgen um 10.00h habe ich einen Fachmann an Bord, der die Diagnose stellt. Sollte der worst case eintreten, bin ich nicht sicher, ob das mit der Welle so glatt verläuft wie bei Dir. Die Flansch hatte immerhin 31 Jahre Zeit sich so richtig festzurotten. Aber erstmal abwarten. Recherchieren tue ich natürlich trotzdem - habe im Netz jedoch erst einen "Gebrauchten" entdeckt. Sind die denn sehr selten?

Immerhin macht Du mir Mut, das Thema innerhalb einer Woche evtl erledigen zu können. Danke dafür! :yelclap:

vindoede
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Beitrag von vindoede » Donnerstag 10. Juni 2004, 08:21

Moin Peppa,
klingt ja nicht so gut.
Da der Motor schon länger unter schwacher Kompression leidet, sieht das mindestens nach einer grossen Überholung aus. Da stellt sich die Frage nach dem Sinn.
Wenn meine Informationen richtig sind, dann sind wesentliche Ersatzteile für den MDII nur noch antiquarisch zu bekommen.

Deinen Punkt 6. .... Öl in die Zylinderköpfe.... habe ich nicht verstanden.
Du hast Öl in den Zylinder gefüllt ? Warum :gruebel:
Das kann schwere Schäden an Ventilen und Kolbenringen verursachen.

Mein Motormann hat vor 3 1/2 Jahren von mir 2 MDII (einer defekt, einer i.O.) übernommen. Ich kann gerne mal nachfragen ob da noch etwas vorhanden ist. Wenn ja, ist er sicher bereit, Teile oder einen ganzen Motor zu verkaufen.
Ich bin gespannt auf die Diagnose des Fachmannes.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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Beitrag von peppa » Donnerstag 10. Juni 2004, 20:04

Hallo vindoede,

so - die Diagnose liegt jetzt vor. Ganz kurz noch meine Erläuterung zu 'Öl in Zylinderköpfe': Ich habe lediglich eine eine alte Gewohnheit meines Vaters übernommen. Auf den Deckeln der Zyl.köpfe steht ja nun mal auch Öl und ein kleiner Schluck sei wohl "hilfreich". Ich habe bisher auch das Thema "Motoren" immer anderen überlassen - nach dieser neuen Erfahrung werde ich das wohl ändern müssen.

Ein guter Anfang dafür war heute, wie ich zugesehen habe, wie der Volvo-Mann die Maschine Stück für Stück auseinander nahm. Beide Zylinder hatten keine Kompression mehr und der achtere ist total im Eimer. Als der Kopf abgenommen war, konnten wir eine oben geplatzte Zylinderwand erkennen. Zurückzuführen vermutlich auf unseren Ölwechsel - wir haben zu viel Öl eingefüllt, so dass es wegen der Ausdehnung zu einem Ölschlag kam. Der Kolben war auch schon leicht angefressen. Die Pleuelstange hatte noch nichts abbekommen.
Ansonsten natürlich die Kühlkanäle (?) einigermaßen dichtgesetzt (wurden nie durchgespült), der Thermostat war ziemlich aufgelöst.

Unser Volvo-Mann hat glücklicherweise noch einen passenden Ersatz auf Lager, so dass ich mich für die Reparatur entschlossen habe. Einschließlich der benötigten Dichtungen, die bestellt werden müßten, soll dann Ende nächster Woche erstmal alles wieder gut sein. Damit sollte dann für mich zumindest die Reise gerettet sein. Eine endgültige Lösung kann es jedoch nicht sein.

Ich finde es superklasse, dass Du im Hinblick auf die Ersatzteile eine helfende Hand bietest. Bislang scheint es noch so zu funktionieren, ansonsten komme ich sehr gerne darauf zurück. Ersatzmotor muß übrigens ein RB-Getriebe haben, sonst wird er bei uns nicht hereinpassen (habe ich mir heute erklären lassen).
Grüße aus Hamburg
Andreas

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Beitrag von Jogi » Donnerstag 10. Juni 2004, 21:32

Moin moin,

ich habs heute erst gelesen;
tut mir ja leid um Deinen Motor.

Da Du ja jetzt einen Fachmann dabei hast, wird das Problem ja erstmal gelöst sein.
Aber für alle Fälle eine Adresse für Volvo-Penta.
da wird Dir geholfen

Ich jedenfalls bin dort immer gut beraten und bedient worden.
Jogi

SY Lille Ø Vindö 50SL
______/)______/)_____

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Beitrag von vindoede » Freitag 11. Juni 2004, 07:54

Moin Peppa,
klingt doch gut.
Da Dein Motorenmann offensichtlich weiss wovon er redet, kannst Du dieses Ereignis nächste Woche unter der Rubrik: shit happens ablegen und Deine Reise wieder antreten.
Ich wünsche Dir eine gute Tour mit immer einer Hand breit Wasser unter dem Kiel und ohne schwarzen Rauch hinter dem Heck.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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Beitrag von peppa » Freitag 11. Juni 2004, 11:46

Hallo zusammen!

ja, ich habe meinen Gram nun erstmal beiseite gepackt und schaue mir die ganze Angelegenheit unter dem Aspekt "wer weiss, wozu es gut war" an. Hier zu Hause stehen einem ja eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung; ist man erstmal unterwegs und hat so einen Schaden, kostet es vermutlich mehr Nerven.
Da ich erst im Okt wieder arbeiten muß, sind diese 1 1/2 Wochen noch keine Katastrophe.
Wenn alles wieder läuft, gebe ich noch eine OK-Meldung durch.
Grüße aus Hamburg
Andreas

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Re: Brauche Ratschlag

Beitrag von Klaus_Stephan » Freitag 11. Juni 2004, 18:26

Hallo peppa,
peppa hat geschrieben: ... Neuer oder gebrauchter Motor? Welches Modell? Muß es wieder Volvo sein? Läßt sich das vorhandene Fundament nutzen?
es gibt immer zwei Möglichkeiten,
- halt deinen MD2B am Leben oder
- plünder das Konto.

Uns hatte es auf Bornholm erwischt, als ein neuer Zylinderkopf an unserem 26 Jahre altem MD2B fällig wurde. (Wasserschlag).
Wir haben uns dann im Winter aber doch für einen neuen Motor entschieden, weil wir das Boot noch eine Weile behalten wollen.

Bei Bedarf schick ich mal ein Photo, wie ein 3YM30 + Drucklager in den Motorraum einer V40 passen. Das vordere Fundament musste eins Stück nach vorne verlängert werden, achtern gabs zwei neue Füße. Es ist alles Millimeterarbeit.

Wenn man das Boot noch 20 Jahre haben will, lohnt sichs vielleicht. Ansonsten halt Deinen Jockel am Laufen. Noch gibts es Ersatzteile.

Gruß Stephan

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Beitrag von peppa » Freitag 18. Juni 2004, 00:07

Moin zusammen!

Es ist geschafft! Der Motor läuft wieder rund und satt. Nach so einer "Operation am offenen Herzen" muß ich jedoch erstmal wieder Vertrauen aufbauen, dass das auch so bleibt. Bin jetzt für kleinste Unregelmäßigkeiten sensibilisiert. Das Trauma von vergangener Woche sitzt tief.

Derart überholt sollte die Maschine der Saison aber eigentlich nicht mehr im Wege stehen. Das Thema wird mich jedoch in absehbarer Zeit wieder beschäftigen. Gut zu wissen, dass hier im Forum hilfreiche Unterstützung zu erwarten ist.

Am 20. werde ich jetzt endlich den 2. Versuch starten, den Kanal zu erreichen. Ab nach Kiel und dann.... herrlich! - Im Oktober gibt's natürlich einen Reisebericht.

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Spass beim 1. Internationalen Vindö-Treffen.
Grüße aus Hamburg
Andreas

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Beitrag von vindoede » Freitag 18. Juni 2004, 07:51

Klasse Peppa,
ich wünsche Dir eine schöne und störungsfreie Sommertour.
Nach der Saison kannst Du dann in Ruhe überlegen ob Du dem guten alten Stück weiterhin vertraust.

Allzeit guten Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel sowie 13bar in den Zylindern.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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Beitrag von Ricko » Dienstag 22. Juni 2004, 12:52

Hallo Peppa,

ich hatte das gleiche Problem bei meinem MDIIIB. Bei mir waren die Einlauföffnungen der Zylinder zugerostet. Dies hatte zur Folge, dass mir Termometer erst sehr Spät die Überhitzung anzeigen konnte, da kein Kühlkreislauf vorhanden war. Durch die Überhitzung hat der Motor an Kompression verloren und ging aus.

Ich denke, du solltest den Kühlkreislauf prüfen.

Gruß Ricko
Mrowiec Ricko Karlsruhe

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Beitrag von peppa » Dienstag 28. September 2004, 20:36

Moin zusammen!

Bin seit gestern wieder in der Heimat - der Motor hat prima durchgehalten und schnurrt richtig. Ich habe ihn die ganze Zeit nur sparsam brauchen müssen. Wirklich entspannt war ich dabei zwar nie, glaube allerdings langsam, dass er mich noch die eine oder andere Saison begleiten wird.

Dafür hat in den letzten Tagen der Reise der Dynastarter seinen Geist aufgegeben. Wurde erst letztes Jahr gebraucht und generalüberholt direkt bei Bosch erstanden. Bin grad noch durch den Kanal gekommen. Nach Hause konnte ich dann ja wieder segeln. Ein Glück, dass die Saison durch ist :wink:

Einen kleinen Reisebericht werde ich noch verfassen und eins vorweg: Schärensegeln macht echt Spass!
Grüße aus Hamburg
Andreas

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